Dorfrundgang Versam

Versam

Dorfrundgang Versam

Aktivität

Baukultur

Das idyllisch über der Rheinschlucht gelegene Versam war ursprünglich von romanischsprachigen Siedlern bewohnt. Flurnamen wie Bondur, Cresta, Islaplangga, Jeina, Plauns oder Raduns erinnern an diese Zeit. Nach 1400 liessen sich deutschsprachige Walser aus dem Safiental um Versam und Valendas nieder.Sie vermischten sich mit der romanischsprachigen Bevölkerung, Deutsch wurde zur Alltagssprache. Zu Versam gehören auch die Streusiedlungen Arezen, Calörtsch und Sculms. Im Lauf der Jahrhunderte schlossen sich durch den Bau neuer Häuser und Wirtschaftsbauten einige Lücken zwischen den einstigen Hofsiedlungen im Dorfbereich. Diese Entwicklung geht heute rasch vor sich, wurden doch in den letzten vierzig Jahren zwischen den äussersten Weilern Underhof im Südosten und bi Hiischera im Westen 16 neue Wohnhäuser und einige Grossviehställe gebaut. Die ehemals selbständigen Gemeinden Versam, Safien, Tenna und Valendas haben sich 2013 zur neuen politischen Gemeinde Safiental mit Verwaltungszentrum in Safien Platz zusammengeschlossen.

Erlebnis

Mit der Broschüre «Dorfspaziergang Versam» entdecken Sie besondere Objekte individuell und erfahren da und dort auch, wer ihre Bewohner waren. Zu beziehen ist sie bei der Infostelle in Versam oder bei Safiental Tourismus. Informieren Sie sich vor Ort auch über geführte Dorfrundgänge in denen viele spannende Geschichten zu den Objekten und ihren ehemaligen Bewohnern erzählt werden. Es ist eine Anmeldung erforderlich.

Alle Baudenkmäler auf dem Dorfrundgang Versam

Signina
Das ehemalige Hotel Signina ist der stattlichste Bau, den Johann Jacob Juon (1822-1888) in seiner Heimatgemeinde hinterlassen hat. Erster Besitzer des Hotels war Hauptmann Sebastian Sutter, der im Piemont als Lehrer wirkte und sein Versamer Erbe verpachtete. Das Hotel genoss einen ausgezeichneten Ruf. Im Sommer 1893 besuchte die dreizehnjährige Königin Wilhelmina der Niederlande mit ihrer Mutter Versam. Franz Anton Jelmoli, der Besitzer des Waren- und Versandhauses in Zürich, verbrachte mehrere Sommer im Hotel Signina. Ende 1989 kauften die Gemeinde Versam und die Öffentliche Krankenkasse das Hotel. Im Haus wurden Wohnungen und Räumlichkeiten für die Gemeindeverwaltung eingerichtet, in einem Anbau entstand die Arztpraxis für das Safiental.
Kirche Versam
Die Kirche wurde 1634 von der Bevölkerung in einem halben Jahr in gemeinsamer, unentgeltlicher Arbeit erbaut. Glockengiesser aus Lindau lieferten die Glocken. Da die Bevölkerung nach der verheerenden Pest von 1729 zunahm, musste die Kirche 70 Jahre nach ihrem Bau vergrössert werden. Dabei wurde das Schiff nach Norden ausgerichtet. Die Kanzel aus Nussbaumholz mit Schnitzereien und Intarsien aus Ahorn fertigten die einheimischen Meister Felix Prader und Joos Bonadurer aus Arezen, die Orgel mit Schnitzwerk und gemalten Flügeltüren stiftete 1789 der Versamer Jacob Gredig. Den Taufstein aus schwarzem Marmor schenkte der Auswanderer Domenic Riz à Porta, der in St. Petersburg ein renommiertes Café-Restaurant führte. Die Kirche ist täglich geöffnet.
Bi Chappäla
Bi Chappäla ist das einzige Haus in Versam mit farbigen Architekturmalereien und einer Sonnenuhr. Das 1780 erbaute Doppelwohnhaus mit Mittelkorridor in Firstrichtung weist zwei getäferte Stuben auf der Sonnenseite und zwei nach Norden ausgerichtete Küchen auf. Das der Ziffer 4 ähnelnde Zeichen zwischen den Initialen von Landammann Christian Buchli über dem Eingang ist das Hauszeichen. Dieses individuelle Zeichen, mit dem man Geräte und Werkzeuge wie Äxte, Melkstühle, Sensen und Schellen kennzeichnete, ging jeweils mit dem Haus auf die Erben oder Käufer über. Das Haus diente im letzten Jahrhundert als Arzthaus des Safientals, in dem zuerst Heinrich Kern wohnte und praktizierte und nach ihm während 40 Jahren sein Nachfolger Gaudenz Truog.
Groosshuus
Die Jahrzahl über dem Eingangsportal zeigt es: Das Groosshuus, das stattlichste Wohnhaus in Versam, ist anno 1725 an markanter Lage erbaut worden und zeigt die Stellung seines Erbauers. Junker Johannes Buchli (1695-1757) diente als Hauptmann in Frankreich und amtete als Landammann der Gruob. Seine Soldeinnahmen und die Mitgift seiner Frau Anna Dorothea v. Montalta ermöglichten ihm den Bau mit gewölbtem Mittelkorridor und Stuben mit barockem Täfer. Türschloss und -klopfer zeigen solide, kunstvolle Handwerkerarbeit. Auch die Enkel des Erbauers zogen in fremde Dienste: Christoffel ist in Holland verschollen, Antoni starb in Frankreich und Johannes kämpfte im Königreich Sardinien-Piemont gegen die Truppen Napoleons und brachte es zum Obersten.
Gadastatt
Die „Schauseite“ der Gadastatt liegt verborgen auf der Strasse abgewendeten Seite. Über dem für ein Bauernhaus ungewöhnlichen Eingangsportal bemerkt man eine lateinische Inschrift, die einzige in Versam. „Jehova portio mea“ – „Gott ist mein Teil.“ Hinter den Initialen N. L. und M. G. verbergen sich Pfarrer Nicolaus Leonhardi (1686-1760) von Filisur und seine Gattin Margreth Gartmann (1695-1749) von Versam. Der untere Gang des Hauses mit ehemaliger Kopfsteinpflästerung zeigt ein elegantes Kreuzgewölbe, der obere eine aus mächtigen Bohlen gefügte Decke. In den tiefen Kellergewölben der Gadastatt sollen 1799 einige Heimkühe und fette Schweine vor den beutegierigen französischen und russischen Kriegshorden versteckt worden sein.
Im Gäuggeli
Das Wohnhaus im Gäuggeli ist eines der schönsten und ausgewogensten Häuser von Versam. Laut Inschrift unter dem Giebel ist es 1724 erbaut worden und damit das älteste datierte Haus im Dorfbereich. Mit seinem gemauertem Küchenteil und dem mit Vierkantbalken gestrickten Stubenteil vertritt es das taleinwärts vorherrschende, sogenannte Gotthardhaus. Im Gegensatz zu den mit Steinplatten gedeckten Häusern im inneren Safiental wiesen die Bauten im waldreichen vorderen Tal ein Schindeldach auf. Über den oberen seitlichen Fenstern der Vorderfront bemerkt man je eine Flickstelle. Durch diese heute verschlossenen Schlitze konnte man die „Darre“, einen hölzernen Tisch, ausstossen, der mit Kirschen, Zwetschgen und Apfelschnitzen zum Dörren belegt wurde.
Schuelhüüsli
Bis in die Zwanzigerjahre des 19. Jahrhunderts wurden die Kinder in der Stube der Bauernhäuser unterrichtet. 1822 kaufte die Gemeinde Versam von der Witwe Menga Bonadurer die baufällige Schmiedewerkstatt an der Obergassa, um ein Schul- und Gemeindehaus zu bauen. In diesem Häuschen mit dem Krüppelwalmdach wurden bisweilen gar zwei Abteilungen unterrichtet. So suchte Versam 1855 einen Ober- und einen Unterlehrer für die Unterrichtsdauer von fünf Monaten. Ersterem wurden 170 Franken Jahreslohn geboten, dem Unterlehrer 100 Franken. 1894 wurde das neue Schulhaus an der Cresta bezogen. Das Schuelhüüsli verkaufte die Gemeinde an eine Familie Bonadurer, die beim verheerenden Brand vom 15. Juli 1892 im Underhof alles verloren hatte.
Ds aalta Pfruondhuus (Pfarrhaus)
1674 wurde das Pfruondhuus an der Landstrasse gebaut und von Andreas Nicca, dem ersten eigenen Pfarrer, bezogen. Der Rätoromane von Sarn hielt seinen walserdeutschen Kirchgängern während dreissig Jahren die Treue. Die Fassaden des Pfarrhauses, das 1866 durch einen Neubau von Johann Jacob Juon im Wissli ersetzt wurde, sind in jüngerer Zeit als Witterungsschutz und zur Isolation mit Schindeln verkleidet worden. Gegenüber dem Pfruondhuus steht einer der wenigen noch vorhandenen freistehenden Backöfen. Solche Backöfen sind heute eine Seltenheit, kannte man sie im Gegensatz zu den Backhäuschen mit Knetraum doch nur im Tavetsch, in Schlans, in Obersaxen, im Safiental und in Versam.